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Mutter Teresa

Direkt nach unserer gestrigen Ankunft fuhren wir zur Anmeldung für die Freiwilligenarbeit bei Mutter Teresa. Ursprünglich wollten wir ehrenamtlich in einer nicht religiösen Einrichtung arbeiten, aber lediglich Mutter Teresa bietet Ein-Tages-Arbeiten an. Es werden neben der klassischen Freiwilligenarbeiten in Sterbehäusern auch Projekte mit behinderten Kindern und Erwachsenen, in Frauenhäusern etc. mit Freiwilligen versorgt. Wir entschieden uns schon recht früh für das wohl psychisch am wenigsten belastbare Projekt mit behinderten Kindern.

Und so kam es, dass wir uns heute (22.04.2017) um 7 Uhr beim Freiwilligenfrühstück im Mutter Teresa Haus einfanden. Die religiöse Ausrichtung der Institution ist in keinem Moment übersehbar und gibt uns ein eher unangenehmes Gefühl. Vor allem wenn man sich der Kritik an Mutter Teresa bewusst ist, dass sie die Missionierung über die Nächstenliebe gestellt haben soll: “Works of love are always a means of becoming closer to God.” (Susan Kwilecki, Loretta S. Wilson, 1998, S. 211). Wobei die Interpretation dieser Aussage unseres Erachtens nicht eindeutig ist. Zweifellos hat Mutter Teresa mehr Gutes vollbracht als sich manch einer vorstellen kann. Daher finden wir es ungeachtet aller Kritik per se eine sehr gute Sache.

Nach dem Frühstück ging es mit Bus und Tuktuk zum Kinderheim. Die erste Aufgabe des Tages ist in den meisten Häusern erst einmal Wäsche waschen. Hier lernten wir den Unterschied zwischen Handwäsche und Fusswäsche. Dominik durfte als erstes in einen Bottich, gefüllt mit schmutziger Wäsche, Wasser und viel Waschmittel steigen, um die Wäsche mit den Füssen zu bearbeiten. Danach wurde die Wäsche ausgewaschen (von Hand natürlich) und von den Freiwilligen ausgewrinkt und aufgehängt. Hier stellte sich schon unsere erste Frage: „Wäre es nicht viel sinnvoller an dieser Stelle Geld zu spenden als hier Wäsche zu treten?“. Nimmt man mal den Mindestlohn von 20 CHF in der Schweiz, dann kann man davon einen indischen Wäscher für 50 Stunden einstellen (ausgehend vom Durschnittsstundenlohn von 0.40 CHF in Indien). Das würde doch immerhin Arbeitsplätze in Indien schaffen und dazu noch wohltätig sein. Wer genau das tun möchte, den würden wir bitte gerne was an eine wohltätige Einrichtung zu spenden. Auf der Webseite von Mutter Teresa finden wir leider keinen Link zum Spenden, dafür aber einen Song, den wir irgendwo schon mal gehört haben, also Lautsprecher unbedingt aufdrehen. Es gibt diverse Webseiten, die für Mutter Teresa sammeln, einiges sieht ziemlich dubios aus, es ist unklar was mit dem Geld passiert. Daher werden wir in ein paar Tagen hier auf dem Blog noch eine Liste vorstellen mit Organisationen, die wir als unterstützungswert halten.

Nach dem Wäsche waschen ging es etwas unkoordiniert weiter. Ohne irgendwelche Anweisung oder Info, teilte sich jeder sein eigenes Kind zu. Die meisten Kinder waren sowohl geistig als auch körperlich behindert. Stiefis Kind hiess Susmitha, war 21 Jahre alt, konnte sich nicht mitteilen, dafür aber lachen und ihren Unmut ausdrücken. Das Gehen ging mit etwas Stütze am Arm ganz gut. Eine sehr liebe. Dominiks Kind war 11 Jahre alt, sass im Rollstuhl und war leider kaum zugänglich. Sie zeigte anfangs keine Reaktion, völlig in ihrer Welt sass sie in ihrem Rollstuhl. Wir hatten mit dem Tagesprogramm Glück, denn an Samstagen dürfen die Kinder raus auf einen speziell für sie reservierten Spielplatz. Also packte jeder sein Kind am Arm oder Rollstuhl und in einer Gruppe von zirka 20 Personen ging es los. Die meisten Kinder waren sichtlich erfreut und nervös, um auf den Spielplatz zu kommen. Dort angelangt, stellte sich für Dominik die Frage und nun? Rollstuhl hoch auf die Rutsche und runter? Wohl eher nicht. Zum Glück brachte das Mädchen noch keine 30kg auf die Waage und daher konnte man sie erst einmal aus dem Rollstuhl befreien. Das klingt erst einmal leicht, war aber recht kompliziert, da ein fester Rahmen vor dem Herausfallen schützte und ihr kleiner Körper leider nicht gerade gewachsen war, so dass man sie nur zu zweit aus dem Gefährt hiefen konnte. Das erste Mal Rutschen wurde sie noch hochgetragen, danach hiess es selber gehen… naja, Dominik hielt sie unter den Armen und sie drückte immer wieder eifrig ihre Beine durch, um eine Stufe nach der anderen zu nehmen. Das war für beide eine sehr anstrengende Sache.

Nach ungefähr einer Stunde hiess es schon wieder zurück gehen zum Heim. Stiefis Mädchen wollte gar nicht von der geliebten Schaukel runter und es brauchte etwas Überzeugung bis die beiden gehen konnten. Danach stand der schwierigste Teil an: das Füttern. Es dauerte eine gute Weile bis wir fertig waren.

Tsja und danach durften wir gehen. Es war insgesamt etwas unorganisiert, Dominik konnte sich gar nicht verabschieden, da sein Mädchen nach dem Essen einfach weg geschoben wurde. Dominik aber nicht klar war, dass die Freiwilligen nun gehen sollten. Auch wäre eine kurze Anleitung und Beschreibung eines jeden Kindes, wie sie im Gang aushing und die wir nur durch Zufall fanden, als Einleitung ganz gut gewesen. Sicherlich ist es besser längere Zeit in so einer sozialen Einrichtung zu bleiben, das ist klar.

Leider gingen wir mit einem recht verstörten Gefühl. Wir wollten helfen und denken, dass wir zumindest den Kindern dort einen schönen Tag bereiten konnten. Denn je mehr Freiwillige da sind, desto mehr Kinder können tatsächlich auf den Spielplatz, da es eine Eins zu Eins Betreuung braucht. Aber die Atmosphäre dort im Heim war seltsam. Die indischen Pflegefrauen waren eher grob zu den Kindern und auch uns herrschten sie wirsch an. Sicherlich wäre es hier hilfreich eine bessere Kommunikationsbasis mittels Mediator zu schaffen, da es natürlich schwierig ist, wenn weder die Freiwilligen indisch, als auch die indischen Pflegefrauen Englisch sprechen können. Aber wir sollten uns wohl mit einem Fazit zurück halten, da man einen einzigen Tag nicht wirklich beurteilen kann und wir von anderen Freiwilligen sehr viel Gutes gehört haben.

Fotografieren ist in den Mutter Teresa Häusern verboten und daher seht ihr von diesem Teil des Tages keine Fotos.

Unsere Klimaanlage im Hotel funktionierte leider nicht und auch das notdürftig hinein gestellte weisse etwas brachte nicht viel. So machten wir uns Nachmittags auf, um Kalkutta erneut zu erkunden.

Abends gönnten wir uns nochmal etwas ganz Spezielles: Indische vegetarische Molekularküche. Der Kellner war sehr hilfsbereit und erklärte uns ausführlichst alles. Er riet uns gleich zu Anfang auf das Hauptgericht zu verzichten, denn nur die Vorspeisen und Desserts seien Molekulare küche. Auch toll, wie er uns gelegentlich sagte: „You won’t like it.“ Einige Gerichte sind so indisch, dass sie einem Europäer nun wirklich nicht munden, entweder weil sie nach wenig bis nichts schmecken oder nach zuckrigem Rosenwasser.

Das Essen war echt sehr sehr lecker:

sechs verschiedene gelierte Lassis

Käse-Naan

Saucen zum Dippen

Paneer und Kekse mit Wasabi-Schaum

Caramel-Eis-Drops auf -196°C mit verschiedenen Saucen

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