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Bohag Bihu

Gestern Abend wurden wir auf der Strasse angesprochen, ob wir heute (14.04.2017) an einer geführten kostenlosen Fahrradtour am nächsten Tag teilnehmen möchten. Anschliessend könnten wir auch noch gratis eine Maskenherstellung und eine Töpferei besuchen. Mittagessen wäre auch umsonst. Das ganze wäre eine Auftaktveranstaltung namens „Majuli on cycle“ für einen​ ökologisch-verantwortlichen Individualtourismusveranstalter. Das klang alles zu gut, um war zu sein, also sagten wir sofort zu. Wir wussten nur nicht wo der Haken an der Sache war.

There ain’t no such thing as free lunch.

 A. Heinlein

Daher hiess es auch heute wieder kurz nach Sonnenaufgang aufstehen, es war kurz nach fünf. Da wir ganz im Osten Indiens sind und die Zeitzone nun Mal über ganz Indien geht, ist hier Sonnenaufgang schon vor fünf und unter geht sie um kurz nach fünf.

Mit dem Fahrrad fuhren wir zum Treffpunkt der Veranstaltung. Hier lief schon die erste Fernsehkamera und reichlich Fotografen waren unterwegs, um das Event medienwirksam abzulichten. Ausser uns gab es noch zwei andere Nicht-Inder: Maria und Tom. Tom schreibt auf Majuli seine Doktorarbeit zum sozialen Wandel der Gesellschaft auf der Insel Majuli aufgrund der rasanten Erosion der Insel. Ah ja, hatten wir bisher ganz vergessen zu sagen. 🙂 Seit einem Erdbeben hat sich der Weg des Flusses Brahmaputra geändert und laut einem Bericht von 2014 würde die Insel nur noch zwanzig Jahre existieren bevor sie weg gewaschen wäre [Sarma2014]. Dieser Artikel hat zumindest dafür gesorgt, dass die Insel bekannt wurde. Jedoch gibt es an dem Artikel auch Kritik und es wird, auch von Tom, bezweifelt, dass die Insel in 20 Jahren verschwunden ist. Tom konnte uns natürlich jede Menge über die Insel, ihre Erosion und die Gegenmassnahmen erzählen. 

Klar, dass wir vier Weisse ein beliebtes Fotomotiv für die Presse und die Veranstalter waren.

Nach der Ansprache des Polizeichefs ging es weiter zu einer Fähre über den Fluss Luit. Die Fähre war sehr einfach und wurde von Hand entlang eines Seiles gezogen.

Am anderen Ufer sahen wir dann die Zeremonie des ersten Tages des Bogha Bihu Festes, das Waschen der Kühe (Garu Bihu). Die Kuh ist das heiligste Tier der Hindus und das Waschen im Fluss signalisiert den Neuanfang des hinduistischen Kalenderjahres. Dazu werden die Kühe ins Wasser getrieben und vorbereitete Gemüsespiesse (Kürbis, Ingwer und Gurke) werden an die Kühe gegeben. So hat man es uns beschrieben und wir malten uns das Ganze schon aus. Ihr dürft gespannt sein auf die Bilder, denn es war komplett anders als wir es erwartet hatten und vermutlich auch anders aus ihr es euch vorstellt.

Zwischenzeitlich war die Zahl der lokalen Fernsehreporter​ auf zwei angewachsen und wir mussten unsere ersten Interviews geben.

Im Anschluss fischten Frauen im Fluss auf die traditionelle Art und Weise. Erst als wir nachfragten, checkten wir, dass der Fischfang noch insziniert war, denn​ aktuell gibt es im Fluss kaum Fische.

Zum Glück war der Fang nicht ausschlaggebend​ für das folgende Frühstück. Ausnahmsweise gab es kein Dahl, sondern Toast mit Ei, Butter und Marmelade. Manchmal macht einen auch wenig glücklich.

Im Anschluss radelten wir noch für die Kamera einen Waldweg entlang, bevor es zu einem Dorf des Mising Stammes ging. Getreu dem Spruch „sehen und gesehen werden“ trafen hier zwei sehr unterschiedliche Kulturen direkt aufeinander. Man bietete uns Stühle an, auf denen wir Platz nahmen und wir beobachteten die Dorfbewohner, wie sie uns beobachteten. Eine sehr skurrile Situation, die wir mit viel Lächeln und Winken hoffentlich ganz gut meisterten.

Nachdem man sich lange genug beäugt hatte, führten die Mising Frauen einen traditionellen Tanz auf. Gegen Ende wurden auch die beiden europäischen Damen, Stiefi und Maria, aufgefordert mitzutanzen. Das war natürlich dann das Highlight für die Kameras. Hier und dort durften wir weiter Interviews geben und uns wurde langsam klar wieso wir für diese Veranstaltung nichts zahlen mussten.

If you are not paying for it, you’re not the customer; you’re the product being sold.

Andrew Lewis

Was für Software, wie Google, WhatsApp, Facebook und so weiter gilt, war auch hier korrekt: wir wurden als Werbeträger benutzt. Zum Glück war diese Veranstaltung nicht von einen Ölkonzern gesponsert, sondern von einem Veranstalter, der sich das Wort ökologisch auf die Fahnen geschrieben hatte.

So blieben wir auch noch nachdem Mittagessen dabei und liessen uns die Herstellung von Masken und Töpferwaren zeigen. Zum Sonnenuntergang noch ein weiteres Fotoshooting am Fluss mit weiteren Tänzern und wir hatten ein paar Stunden Pause. 

Das Abendprogramm bestand noch aus der Verleihung des Root Bridge Award ( verlinken) an Bogai Bora Ojah. Während der Veranstaltung wurde dann auch noch Dominik auf die Bühne gerufen um ein paar Worte über den heutigen Tag zu sagen. Das war leider nicht abgesprochen und den entsprechend verdutzt war er auch. Es lief aber wie gewohnt glatt.
Nachtrag 23.04.2017:

Zwischenzeitlich sind auch mehrere Artikel dazu erschienen u.a. im Morung ExpressBusiness Standard und in der Northeast Today. Alle Artikel zitieren einen Dominik aus Deutschland, naja es sind nichts ganz die Vokabeln, die er sonst verwendet, aber auch egal. 😉

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